Interview

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Der Freiraum regelt den Alltag auf dem Campus

Publiziert: 09. Mai 2022

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Der Freiraum wird dereinst auf dem Campus Reichhold eine zentrale Rolle spielen. Warum das so ist, erklärt der Landschaftsarchitekt Stefan Zantop vom Badener Büro Arcoplan AG.

Stefan Zantop, steht man heute auf dem Areal des künftigen Campus Reichhold, fällt es schwer, sich vorzustellen, dass hier mal ein lebendiger Ort entstehen soll. Und doch: Was sehen Sie, wenn Sie sich den Campus in 5 Jahren vorstellen?

Als erstes sehe ich viele Bäume, dann Pärke und Plätze, wo die Menschen zusammensitzen, essen, sich austauschen. Ich sehe aber auch den inneren Strassenraum, der von Bäumen gesäumt, hinter denen die Gebäude der verschiedenen Firmen reihen - kurz: ein vielseitiger Werkplatz, wo die Menschen über Mittag und am Feierabend gerne verweilen und der auch von der umliegenden Bevölkerung besucht wird.

 

Was ist auf dem Weg dorthin die grösste Herausforderung?

Für den Freiraum des 72’000 m2 grossen Areal haben wir ein Konzept entwickelt, hinter dem eine klare Vision steht. Es orchestriert dereinst den Alltag auf dem Campus, regelt die Anbindung an die Umgebung und die Erschliessung im Innern und wird im Gestaltungsplan, also auf der gesetzlichen Ebene, festgehalten. Das garantiert einerseits eine aussergewöhnliche Qualität, fordert aber auch viel Flexibilität: Wir wissen heute nicht, was für Gebäude hier stehen werden, deshalb muss unser Konzept auf künftige Ansprüche reagieren können und gleichzeitig eine gute Qualität für den Ort, die Landschaft, die Ökologie und die Menschen garantieren.

 

Der Campus Reichhold ist in unmittelbarer Nähe von Autobahn und Zuggleisen umgeben, ein bisschen weiter breitet sich die Natur der Birrfelds aus. Wie sind diese Elemente in die Planung eingeflossen?

Wir streben eine visuelle Anbindung an die Landschaft an. Der Campus Reichhold soll aus der Ferne nicht wie ein UFO wirken. Mit Bäumen, Sträuchern, Wiesen und begrünten Dächern schaffen wir einen „grünen“ Gesamteindruck, der sich sowohl fürs Auge, aber auch ökologisch in die Umgebung integriert. 

 

Gehört die Verkehrserschliessung ins Freiraum-Konzept?

Absolut. Die Anschlüsse an das bestehende Strassen- und Schienennetz genauso wie die Verkehrserschliessung im Innern des Areals. Wo steigen die Menschen aus dem Bus? Wie kommen sie zu ihrem parkierten Auto? Solche Fragen müssen auf einer planerischen Ebene beantwortet werden. Schliesslich haben diese Bewegungen einen Einfluss auf den Alltag des Campus.

 

Bis jetzt war das Areal eine geschlossene Zone - jetzt wird es geöffnet. Welche Rolle spielt der Freiraum, wenn es darum geht, Räume neu zu besetzen?

Räume neu zu besetzen ist das eine, Räume ins Herz zu schliessen das andere. Der Aussenraum ist der Ort, wo sich die Mitarbeiter*innen der Firmen treffen, wo die Bevölkerung mit dem Campus in Kontakt kommt. In diesem Sinn ist der Freiraum der Rahmen, der Begegnungen ermöglicht und leitet. Je besser dies funktioniert, desto wohler fühlen sich die Menschen.

 

Kann die Gestaltung des Freiraums dazu beitragen, den neuen Werkplatz in die beiden Gemeinden Hausen und Lupfig zu integrieren?

Darauf haben wir sehr viel Wert gelegt. Entlang des Süssbachs wird es eine Langsamverkehrsachse geben, die die beiden Dörfer verbindet. Der gesamte Grünraum entlang des Süssbachs wird verbreitert und aufgewertet.

 

Der Freiraum muss heute sehr viel leisten: Platz für Nutzer*innen, ökologisch sein und möglichst auch Platz für Flora und Fauna bieten. Wie bringt man diese Ansprüche unter einen Hut?

Nachhaltig ist ein Freiraum, wenn er zu einem Ort und seinen Nutzungen passt. Ideal ist, wenn die einzelnen Räume verschiedene Funktionen wahrnehmen, etwa wenn die Wiese nicht nur zur Erholung da ist, sondern auch als Lebensgrundlage für Insekten und Vögel dient. Und man muss priorisieren: Im Campus Reichhold haben in den Randgebieten Ökologie und Landschaft den Vorrang und die Nutzer*innen im Herzen des Areals ein besonderes Gewicht.

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Campus Reichhold Plan
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