Areale & Antizipation

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Kein Widerspruch: Substanzerhalt und Innovation

Publiziert: 11. März 2025

ALTO ALTO ALTO ALTO

Mit dem Bauprojekt ALTO beschreitet HIAG neue Wege in der Arealentwicklung: Erstmals realisiert das Immobilienunternehmen ein Grossprojekt inmitten der Stadt Zürich. Doch auch im urbanen Umfeld verfolgt HIAG ihren Grundsatz, bestehende Bausubstanz zu erhalten, wo immer es sinnvoll ist. Ein wertvoller Beitrag zur nachhaltigen Stadtentwicklung.

Als HIAG vor einigen Jahren das Areal des ehemaligen Schweizer Fiat-Hauptsitzes an der Kreuzung Basler-/Freihofstrasse in Zürich-Altstetten erwarb, war schnell klar, dass man hier in gewisser Weise Neuland beschreiten würde. «Das ist für uns das erste Projekt in einem rein urbanen Umfeld. Wir haben nur in Genf ein Areal, das diesem Vorhaben in Zürich nahekommt», sagt Alex Römer, Teamleiter Arealentwicklung bei HIAG. Das ist Herausforderung und Chance zugleich. Doch nur das Umfeld ist ein neues – seinen Grundsätzen bleibt das Unternehmen treu: «Wir stehen dafür, aus bestehender Substanz neue, zeitgemässe Nutzungen zu entwickeln. Die Geschichte eines Areals ist für uns immer spannend und darauf möchten wir aufbauen.»

Doch zunächst musste eine städtebauliche Vision des Areals entwickelt werden. Was ist möglich an diesem Standort? Schliesslich liegt es inmitten einer gewachsenen Quartierstruktur. Altstetten ist seit Jahren stark im Wachstum begriffen. Besondere Bedeutung haben deshalb auch die Bedürfnisse und Anliegen der Bevölkerung. Denn anders als bei ehemaligen Industriearealen ist hier das direkte Umfeld näher und die Ansprüche der Nachbarn diverser. «Uns war schnell klar, dass wir zunächst eine Machbarkeitsstudie erstellen mussten», sagt Römer. «Mit pool Architekten konnten wir einen Partner gewinnen, der das Umfeld kennt und in der Stadt bestens vernetzt ist.» In Zusammenarbeit mit dem renommierten Zürcher Architekturbüro wurde die Potenzialanalyse durchgeführt.

Kombination aus Substanzerhalt und Neubau
Bisher war das städtische Areal ausschliesslich gewerblich genutzt worden. Das Architektenteam entwickelte ein Konzept, das vielfältigen Bedürfnissen gerecht wird. Ursprünglich war ein reiner Neubau angedacht, doch die Architekten präsentierten eine überzeugende Vision, die den Erhalt der bestehenden Halle mit einem neuen Hochhaus kombinierte. Die Shedhalle, die ehemalige Werkstätte der Fiat-Garage, bleibt erhalten. Diese historische Struktur wird revitalisiert und zukünftig für gewerbliche Zwecke genutzt: Ein Detailhändler wird hier als Mieter zur Belebung des Quartiers beitragen. Auch aus der Sicht des Projektentwicklers Energie und Nachhaltigkeit bei HIAG, Valentin Stahel, ist der Erhalt der Shedhalle genau der richtige Entscheid: «Die Tragstruktur der Halle bleibt bestehen, was für das Quartier identitätsstiftend und im Sinne der Kreislaufwirtschaft ist», hebt er hervor. Diese Einsparung infolge sehr geringer Vorbereitungsarbeiten ist besonders relevant, da der Bau von Neubauten mit hohen CO2-Emissionen verbunden ist. «Der Footprint des Projekts ist durch den Erhalt bestehender Substanz geringer als bei einem reinen Neubau, bei dem die CO2-Emissionen bis zu 60 Prozent der Gesamtemissionen ausmachen», erklärt Stahel.

«Wir möchten zeigen, dass nachhaltige Entwicklung und modernes Wohnen Hand in Hand gehen können.» Alex Römer, Teamleiter Arealentwicklung bei HIAG

Raum für Begegnung
Der Kopfbau der Garage, eine filigrane Betonstruktur, wird zu einer gedeckten und für die Öffentlichkeit zugänglichen Stadtloggia umgenutzt. Mit diesem offenen Pavillon aus bestehender Bausubstanz entsteht ein neuer lebendiger Begegnungsort und Quartiertreff. «Der soziale Aspekt ist ein weiterer wichtiger Eckpfeiler unseres Ansatzes», erklärt Alex Römer. Bei der Entwicklung des ALTO-Projekts wurden die Anwohnerinnen und Anwohner frühzeitig eingebunden. «Wir haben Informationsveranstaltungen durchgeführt und auch Gespräche mit lokalen Organisationen und Vereinen gesucht, um die Meinung und Bedürfnisse des Quartiers zu verstehen», sagt er. Diese Transparenz und Offenheit trugen entscheidend dazu bei, dass das Projekt auf breite Akzeptanz stiess und reibungslos vorangetrieben werden konnte.

Dringend benötigter Wohnraum
Neu gebaut wird ein Wohnhochhaus mit 149 Wohnungen auf 25 Stockwerken. Den Bewohnerinnen und Bewohnern werden im ersten Obergeschoss zusätzlich ein multifunktionaler Gemeinschaftsraum sowie eine grosszügige Terrasse zur exklusiven Nutzung zur Verfügung stehen. «Die Hochhausidee kam von den Architekten und war für uns sofort schlüssig. Wir möchten damit zeigen, dass nachhaltige Entwicklung und modernes Wohnen Hand in Hand gehen können», sagt Alex Römer. Mit ALTO entsteht so bis zum Frühjahr 2026 eine attraktive Mischung aus Wohn- und Gewerbeflächen, die dem hohen Siedlungsdruck in der grössten Stadt der Schweiz begegnet.

Zeitgemässe Mobilität
Ergänzt wird das richtungsweisende Projekt durch ein zeitgemässes Mobilitätskonzept. Der Anschluss an Bus- und Tramlinien ist hervorragend und der Bahnhof Altstetten nur drei Haltestellen entfernt. Das neue Wohnhochhaus richtet sich primär an ein urbanes Publikum. «Wir haben bewusst auf eine autoreduzierte Planung gesetzt, mit einem Verhältnis von einem Parkplatz pro drei Wohnungen. Das entspricht sowohl unseren Nachhaltigkeitszielen als auch dem Wunsch der Stadt Zürich», erklärt Valentin Stahel. Ausreichend Veloparkplätze, Cargo-Bike-Stellplätze und Sharing-Angebote ergänzen das Konzept.

Erneuerbare Energie erzeugen
Ein besonderes Highlight des Projekts ist die Fassadengestaltung. Die Aussenverkleidung der Brüstungen aus Photovoltaik-Modulen wird einen wertvollen Beitrag zur Erzeugung erneuerbarer Energie leisten. «Es ist eines der ersten Wohnhochhäuser im Kanton Zürich, das mit einer solchen PV-Fassade ausgestattet sein wird.» Die Genehmigung dieser innovativen Gestaltung war durchaus eine Herausforderung. Es musste zuerst nachgewiesen werden, dass von der PV-Anlage keine erhöhte Brandgefahr ausgeht. Das wurde in einem realen Brandversuch getestet. «Wir haben ein dreigeschossiges Fassadenelement gebaut und kontrolliert in Brand gesetzt, um der Gebäudeversicherung darzulegen, dass die PV-Verkleidung sicher ist», berichtet Römer. Mit Erfolg: Die Genehmigung wurde erteilt. Der von der Anlage erzeugte Strom wird dereinst prioritär im Gebäude selbst genutzt, wodurch die Bewohnerinnen und Bewohner direkt von der nachhaltigen Energie profitieren. Als Wärmeenergiequellen für das Gebäude werden Abwasser, gewerbliche Abwärme vom Detailhändler und Luft genutzt, welche mit einer Wärmepumpe auf die nötige Temperatur gebracht werden, die ebenfalls durch den Strom aus der PV-Anlage betrieben wird.

«Es ist eines der ersten Wohnhochhäuser im Kanton Zürich, das mit einer PV-Fassade ausgestattet sein wird.» Valentin Stahel, Projektentwickler Energie und Nachhaltigkeit bei HIAG

Zertifizierte Nachhaltigkeit
Die Architektur des neuen Hochhauses zeichnet sich durch eine schlanke Betonkonstruktionsstruktur mit dünneren Betondecken und Stützen zur Lastenverteilung sowie notwendigen kleineren Fundationen aus. Das reduziert den CO2-Ausstoss in der Erstellung im Vergleich zu herkömmlichen Bauweisen um erhebliche 35 Prozent und vergrössert zugleich die nutzbare Fläche. Ein weiteres Plus in punkto Nachhaltigkeit. «Dieses Hochhaus ist ein Vorzeigeprojekt, das beweist, dass man auch mit Respekt vor Bestehendem etwas Neues erschaffen kann», betont Alex Römer. Der Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz (SNBS) bewertet die Nachhaltigkeit eines Gebäudes in den drei Bereichen Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt. Angelegt werden dabei 45 Kriterien und 139 Messgrössen. Eine Zertifizierung garantiert, dass Ökologie, Wirtschaftlichkeit und soziale Aspekte gleichermassen berücksichtigt werden. Das Projekt ALTO soll die Zertifizierung SNBS-Hochbau in Gold erhalten – ein Beweis für die Zukunftsfähigkeit des Projekts. Doch Alex Römer ist es wichtig festzuhalten: «Unsere internen Vorgaben sind in allen Belangen strenger als die gesetzlichen Vorschriften.»

Identität in die Zukunft überführen
Durch die Weiterentwicklung historischer Industrieareale schafft HIAG neue Wirtschaftskraft. Dabei geht sie mit der bestehenden Bausubstanz behutsam um. Dies spart Ressourcen und damit graue Energie, hält aber auch die regionale Industriegeschichte lebendig. Das Ergebnis sind ansprechende Standorte mit einer spannenden Geschichte und hoher Aufenthaltsqualität. Das Projekt ALTO steht somit nicht nur für modernes Wohnen und urbane Entwicklung, sondern unterstreicht das Engagement des Unternehmens für nachhaltige, respektvolle Arealentwicklung. «Es geht uns darum, bestehende Strukturen weiterzudenken und ihnen eine neue, sinnvolle Nutzung zu geben, ohne dabei die Vergangenheit zu ignorieren», fasst der Arealentwickler zusammen. Mit dem ALTO-Projekt setzt HIAG nun ein Zeichen für eine zukunftsweisende Stadtentwicklung in Zürich.

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